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Friday, August 14, 2020

Und der Herr sprach: „Palim, Palim“ - Berliner Morgenpost

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Theater

Und der Herr sprach: „Palim, Palim“

Ritter gegen Corona: Das Musical „Spamalot“ feiert Premiere im Schlosspark Theater. Und Dieter Hallervorden gibt seinen Segen von oben.

Er ist das Mädchen für alles in dieser Produktion: Johannes Hallervorden (M.) mit zwei Grazien.

Er ist das Mädchen für alles in dieser Produktion: Johannes Hallervorden (M.) mit zwei Grazien.

Foto: (C) Derdehmel/Urbschat

Schon im Sandkasten ist es, zumindest für Jungs, nach Cowboy & Indianer wohl das beliebteste Spiel: Ritter zu spielen. Die reiten durch die Lande, um Heldentaten zu vollbringen. Da man als Kind kein Pferd hat, hüpft man halt und schnalzt dazu. Es hatte etwas Rührendes, als die legendäre britische Comedytruppe Monty Python 1975 in ihrem Kinofilm „Die Ritter der Kokosnuss“ dieses Bubenspiel genau so auf die Leinwand brachte. Zwar mit Ritterrüstung, aber auch ohne Pferde. Deren Getrappel besorgt die titelgebende Kokosnuss.

Eine liebevoll-bösartige Parodie auf Ritterfilme und Historienschinken, aus der 30 Jahre später das Musical „Monty Python’s Spamalot - Die Suche nach dem Heiligen Gral“ wurde. Und nun auch zur Parodie auf Musicalshows: mit Werbeunterbrechung.

Mit Darstellern, die falsche Szenen einstudiert haben oder sich aus einer anderen Produktion verirren. Mit einer Diva, die ständig auf die Bühne stampft und mehr Auftritte will. Und mit schrägen Songs, zu denen auch „Always look on the bright side of life“ gehört, der Monty-Python-Hit zum Mitpfeifen aus einem anderen Film von ihnen, „Das Leben des Brian.“

Seit 2009 ist der Bühnenhit schon mehrfach in Deutschland gelaufen. Aber noch nie in Berlin. Wieso eigentlich? Am Freitag hatte es jetzt Premiere am Schlosspark Theater, zumindest als Übernahme einer Produktion des Seefestivals Wustrau.

Ritter im Widerstreit mit der Seuche

Mit Johannes Hallervorden, dem Sohn des Schlosspark-Intendanten Dieter Hallervorden. Und der Papa ist auch mit dabei, zumindest akustisch: als Gottes Stimme. Auch als Herr im Himmel kann sich Hallervorden ein „Palim Palim“ nicht verkneifen, hängt den alten Didi raus, als habe er Angst, man würde ihn sonst nicht erkennen.

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Das Gastspiel ist die erste reguläre Produktion im Schlosspark Theater, nachdem das Haus während des Corona-Lockdowns zwar tapfer weiter gespielt hat, aber nur virtuell für Online-Gäste. Und manche Analogien zur aktuellen Pandemie liegen geradezu auf der Hand: Im Mittelalter wütet die Pest. Und „Bringt Eure Toten raus“ lautet eins der ersten Lieder.

Später werden die Darsteller sich gegenseitig mit Piken auf Abstand halten. Auch die berühmte Suche von König Artus und seinen Rittern der Tafelrunde, die nach dem Heiligen Gral, erfährt einen listigen Corona-Bezug.

Nicht nur wegen Corona aber wurde die Besetzung wie auch die Songliste etwas eingedampft. In Wustrau mit Seeambiente mag das noch durchgehen, im Schlossparktheater merkt man es sehr. Die wenigen Pappkulissen sind auch zu groß für das Haus, steht ein Ritter auf der Zinne, muss er fürchten, dass der Kopf gegen die Scheinwerfer knallt.

Ein majestätischer König und eine Spitzenfee

Der Star der Produktion, Hallervorden Jr., ist dabei kein hehrer Ritter, sondern, das ist sehr sympathisch, das Mädchen für alles, das in stetem Kostümwechsel sämtliche Nebenrollen übernimmt. Schauspielerisch stark, ja majestätisch ist Tom Quaas als Artus. Stimmlich umwerfend ist Antje Rietz als die Fee vom See, ebenjene Diva, die ihre Allüren beltet, chattet, jodelt und einen spitzen Ton auch mal rekordverdächtig lange keift. Allein das lohnt den Abend.

Die drei Ritter sind dagegen eher rostig als rüstig. Nur zwei Tänzerinnen bringen auch nicht viel Pepp in die Show. Und dass die Musik nur vom Band kommt, ist verständlich, sie klingt hier aber oft wie Fahrstuhlmusik. Vielleicht liegt es an den vielen leeren Plätzen aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen, dass der Funke nicht recht überspringen mag. Die Pointen jedenfalls zünden nicht immer. Aber wenn man Trash de luxe nicht de luxe überhöht, wie das Monty Python beherrschte, bleibt halt nur Trash übrig. Das erinnert einen fast wieder an das eigene Sandkastenspiel.

Schlosspark Theater, Schlossstr. 48, Steglitz. Tel.: 789 56 67 100. Termine: 15./16. sowie 21.-23. August, 23. November, 7. Dezember. https://www.schlossparktheater.de/produktionen/monty-pythons-spamalot-die-suche-nach-dem-heiligen-gral.html




August 15, 2020 at 03:30AM
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Kokosnuss

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